Dienstag, Juni 06, 2006

3. Einsendung zum Literaturwettbewerb!

Romantik auf Hyazithblutwurst.blogspot.com?

Das gibt es seit dem gebirgsträchtigen Ökothriller von Laa-Laa. Da wird einem richtig warm um die Herzkranzgefäße!
Die Dame hat übrigens, wenn ich das richtig mitgeschnitten habe, einen eigenen Blog:
Unzensuriert


Heidi und Schwitzbert,
oder eine unglaubliche Liebesgeschichte

Als hochrangige Ernährungswissenschaftlerin hat man immer viel um die Ohren und so kam es das Heidi nicht nur gertenschlank war, wie es in ihrem Beruf ja schließlich auch absolute Bedingung ist, sondern auch noch mehr als urlaubsreif. Gegen jeden Anstand, der Menschen ihrer beruflichen Oberschicht einen Urlaub auf den Malediven oder Seychellen aufzwang, entschied sich Heidi ihren Sommer dieses Jahr in den Alpen der Heimat zu verbringen. Ihr Großvater betrieb, hoch oben auf den Bergen eine kleine Gastwirtschaft und freute sich ihr ein Zimmer zur Verfügung stellen zu können. Mit Blick auf den Gipfel, versteht sich.

So nahm Heidi am zwanzigsten Mai dieses Jahres schweren Herzens Abschied von ihrem Verlobten Mauto, einem rassigen Italiener den sie in einem Seminar zur Bekämpfung der Spagettisucht kennen und lieben gelernt hatte, und ging voller Vorfreude drauflos. Gestern noch hatte sie sich müde und schlapp gefühlt, aber sie wusste, dass die reine Luft in den Bergen und das Wiedersehen mit ihrem alten Großvater dazu beitragen würden, sie wieder munter zu machen. So pfiff sie fröhlich vor sich hin, als sie den Expresszug der ÖBB bestieg und wenige Stunden später wieder verließ.

Der Unterstinkenbrunnerbahnhof hatte sich seit Heidis Kindheit kaum verändert und genussvoll sog sie die Maiendüfte ein, als sie plötzlich jemand hart an der Schulter herum riss.

„Jo mai, die Heidi. Dos i des no erlebn derf“, murmelte eine dunkle, vollmundige Stimme. Heidi traute ihren Augen kaum. Ihr gegenüber stand ein Riese von einem Mann. Jung, mit Vollbart, gekleidet in einem roten Karohemd war er der Inbegriff eines jeden österreichischen Mannes. Sein Knopfaugenblick wurde durch seine haselnussbraunen Augen noch unterstrichen.

„I hob glaubt um di is gscheh“, rief er nun aus und wirbelte Heidi auf seinen starken Armen unbändig durch die Luft. Man konnte ihm seine Freude förmlich ansehen. Aber Heidi schien den jungen Herren nicht zu erkennen.

„Diese Begrüßung war wohl mehr als rau“, brachte sie empört und aufgeregt zugleich hervor. Die Männlichkeit ihres Gegenübers verunsicherte die Gelehrte. „Wer sind sie bitte schön“, verlangte Heidi zu wissen.

„Jo kennst mi nimma“, fragte nun der junge Mann und wirkte etwas traurig. „I bins, da Schwitzbert!“ Da dämmerte es der Frau und dunkel stiegen die Bilder ihrer glücklichen Kindheit wieder in ihr empor. Schwitzbert war zu damaligen Zeiten ihr bester Freund gewesen und oft hatte sie die Ziegen seiner Mutter mit ihm auf die Alm und wieder hinab getrieben. Es war eine Zeit voller Freude und Lachen gewesen und sie hatte sich damals heimlich geschworen Schwitzbert zu heiraten, wenn sie nur Beide endlich erwachsen genug dazu geworden wären. Während der langen Zeit in der Großstadt waren andere Männer gekommen und gegangen und Heidi hatte Schwitzbert, ihren Jungendfreund, allmählich vergessen. Der Schimmer des Wiedererkennens auf ihrem lieblichen Gesicht verriet Heidi und Schwitzbert nahm sie erneut in die Arme. Diesmal etwas fester. Anschließend brachte er sie mit dem klapperigen Motorrad, das er schon als Jugendlicher besessen hatte, hinauf zur Pension des Großvaters. Die Wiedersehensfreude war enorm und lange küssten und herzten sich Rentner und Enkelin, während der Tag langsam zur Neige ging.

Abends saß Heidi friedlich mit einem Glas, noch warmer, Milch auf der Terrasse, die ausschließlich von einer kahlen Glühbirne beleuchtet wurde. Selbst diese flackerte noch. Trotzdem fühlte sich Heidi so wohl wie schon lange nicht mehr. Nach einiger Zeit hörte Heidi die Tür knarren und plötzlich setzte sich Schwitzbert zu ihr. Sentimental ergriff er ihre Hand und so saßen sie einträchtig da, bis Schwitzbert sich verlegen räusperte.

„Heidi, i muas da wos sogn. I hob vülleicht ned die Photosynthese erfundn. Trotzdem muast du wissen, wos i für di empfind. I hob di scho imma megn, scho ols klans Kind. Und das du jetza wieda do bist, des mocht mi übaglücklich.“ Verträumt sah er ihr tief in die Augen und streichelte zärtlich ihr Händchen. „I was du verdienst mit deim Maussport a Menge an Göd, aber wannst bei mir bleibatst, i scher da i tät di glücklich mochn!“ Mit diesen Worten kniete er nieder und zog eine kleine Schmuckschatulle hervor. Zum Vorschein kam ein zierlicher Silberring mit einer Stahlblauen Kieferschonungsgespinst Blattwespe aus Silber, dem Wappentier von Unterstinkenbrunn. Heidi wusste, dass dieser Ring bereits Schwitzberts Großmutter gehört hatte. „Das kann ich nicht annehmen“, stammelte sie, errötend. Aber Schwitzbert blickte sie eindringlich an. „Du wirst as ned bereun!“ Da gab Heidi endlich ihren Gefühlen nach und sank in Schwitzberts starke Arme. Sie küssten sich innig.

Plötzlich wurden sie aufgescheucht durch ein lautes Motorengeräusch und eine aufgeregte männliche Stimme.

„Ach du Schreck, das ist Mauto“, rief Heidi aus und klammerte sich eng an Schwitzbert. Die Angst war ihr ins Gesicht geschrieben. „Er muss mich mit seinem Auto verfolgt haben, er war schon immer übermäßig eifersüchtig.“ Da stand Mauto auch schon vor ihren und sein schwarzer Schnurrbart bebte vor Zorn. „Mama mia! Heidi Che cosa fai con questo stronzo? Leidest du etwa an Gehirnverseifung? Den Bauer hat doch die deutsche Rechtschreibereform gar nicht erreicht. Hier kannst du dich höchsten mit der Aufklärung des Dialekts, aber nicht mit der Dialektik der Aufklärung beschäftigen, wie du es so gerne in deiner spärlichen Freizeit tust.“ Vorwurfsvoll sah Mauto Heidi an. Diese aber versteckte sich ängstlich hinter Schwitzbert.

„Steigt der mi au , des Quappengsicht, oda wia siach i des?“ Schwitzbert wurde ärgerlich, weil er den Anblick einer verängstigten Frau nicht ertragen konnte. Schon gar nicht wenn es sich um die Liebe seines Lebens handelte. Zornig pumpte er seinen Oberarm auf war gerade im begriff zu zuschlagen. Plötzlich stand Heidi mutig auf.

„Mauto, ich wollte das Alles nicht. Aber ich liebe Schwitzbert und das musst du akzeptieren. Es tut mir leid, sehr leid!“ Mauto heulte getroffen auf.

„Porca misera! Meine Mama hat Recht behalten. Österreichische Frauen taugen nichts. Ich hätte es besser wissen müssen!“ Trotzig und gekränkt zwirbelte er an seinem Schnurrbart.

„I glaub jetzt reichts, oda? Schau dast weida kummst“, schaltete sich Schwitzbert wieder ins Gespräch ein und schwang die Faust bedrohlich durch die Luft. Aber Mauto hatte auch ohne diese männliche Geste verstanden. Wortlos stieg er zurück ins Auto und verschwand in der Nacht. Erleichtert atmete Heidi auf. Mit großen Augen blickte sie Schwitzbert an. „Mein Held“, flüsterte sie sanft. Und die beiden küssten sich innig.

Und wenn sie nicht gestorben sind dann treiben sie heute noch Ziegen auf die Alm rauf und runter!

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