Mittwoch, Jänner 24, 2007

Wolfgang Fussgänger



Disclaimer: Die hier portraitierte Person hat mit dem realen Wolfgang Fussgänger, dessen Schild ich photographiert habe, in keinster Weise etwas zu tun.
(Nur für den Fall, dass mir der Teufel übel mitspielt und der fade Buchhalter meinen Blog findet.)

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Wolfgang Fussgänger war ein armer Wurm.

Durch seinen Beruf seelisch verkrüppelt und Bandscheibengeschädigt, fristete er ein Leben ständigen Zuspätkommens und amöboider Fortbewegung. Seine Kollegen, die alle Automobile* fuhren, so dick wie ihre Bankkonten, hießen ihn deswegen (und wegen seines Aussehens) nur noch Amöben-Wolfi.

Eines Tages jedoch sollte sich sein Leben schlagartig ändern.

Bei Männern kann das ja auf drei Arten geschehen: man lernt eine Frau kennen, erfindet ein neues Deodorant mit Pfirsichgeschmack, das auch als Brotaufstrich taugt/findet die Weltformel oder man stirbt.
Bei Wolfgang Fussgänger traf zum Glück ersteres zu.
Die Angebetete hieß Helge Busfahrerin und war aus der Lohnverrechnungsabteilung.
Vom vielen Busfahren hatte sie ganz dicke Beine, aber das war Amöben-Wolfi egal, solange sich alle Einbuchtungen und Ausbeulungen an der rechten Körperstelle befanden.

Nun begann eine rasante Zeit für Wolfgang Fussgänger: einsteigen – Ticket lösen – aussteigen. Wie Zeitreisen kamen ihm solche Busfahrten immer vor, die dralle Helga an seiner Seite, die Welt klein.

Doch die guten Zeiten konnten nicht ewig dauern.
Spätestens als er Helga beim Flirten mit Horst Zugfahrer erwischte, wurde ihm das bewusst. „Helga und Horst“, das klingt viel besser als „Helga und Wolfgang“, dachte er betrübt. „Alleine deswegen hätte es nicht lange gut gehen können. Auch hat der Horst einen viel geileren Arsch als ich!“
Und Züge konnte er ihr nun wirklich nicht bieten. 100 km/h, 150 km/h, alleine beim Gedanken an diese astronomischen Vektoren wurde ihm speiübel.
Als fader Buchhalter (es muss hier schon fast vom Phänomen Buchhalter gesprochen werden) hält man eben solch ein Wagnis leider nicht aus.

So kam es wie es kommen musste. Helga Busfahrerin brannte mit Horst Zugfahrer durch und hieß bald darauf Helga Zugfahrer, womit sie ihren Radius zwar nicht um eine Zehnerpotenz erweiterte (dies sollte ihr erst mit Leopold Fluggast gelingen), aber doch verdoppelte oder gar verdreifachte.

Und was geschah mit Wolfgang Fussgänger?

Dieser blieb ein wenig seelisch verkrüppelter zurück, als zuvor, fand jedoch später noch zu Glück und Reichtum (natürlich macht Geld glücklich***) indem er ein neues Deodorant mit Pfirsichgeschmack erfand, das auch als Brotaufstrich taugte.

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*Besonders beliebt bei den Wirtschaftstreuhändern und Steuerberatern war und ist ja der Audi. Es gibt gewissen Statistiken die belegen, dass diese Automarke eigentlich nur von der Volksgruppe der Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater käuflich erworben wird (gestohlen wird sie gewöhnlich von Dieben).

Zugegebenermaßen werden diese Statistiken aber mit schmierenden Kugelschreibern auf, mit Fettflecken übersäten Zeitungsrändern erstellt. Vielleicht sogar noch von Menschen ohne Taschenrechner, mit zwei gebrochenen Händen und einer Augenklappe. Obwohl man ja durch eine Augenklappen nicht unbedingt am Erstellen von Statistiken gehindert wird. Auch müssen sich schmierende Kugelschreiber nicht negativ auswirken, es wird aber in diesem Fall davon ausgegangen. Vielleicht sollte man auch nicht von einer „Volksgruppe der Wirtschaftstreuhänder und Steuerberater“ sprechen.

Egal, auf was ich eigentlich hinauswollte: Der Audi hat ja früher Horch geheißen. Nun klingt Horch aber nicht so toll, weswegen man den Namen einfach ins Lateinische übersetzt hat. Für Menschen, die nie in den Genuss einer humanistischen Bildung gekommen sind (meine war auch nur kurz und in einem Teilbereichen** von Fünfern gepflastert): Hören heißt auf Latein audire, der Imperativ davon ist, richtig, audi.

Eigentlich hätte ich auf den, unter dem Asterisk aufgeführten Absatz gut verzichten können, da er nur dazu dient, den Autor als besonders gebildet und weltmännisch erscheinen zu lassen. Verzichten wollte ich jedoch auf keinen Fall.
(Aus demselben Grund steht da auch Asterisk und nicht Sternchen.)

**Diese Teilbereich war Latein.
Die Audi–Horch-Geschichte wurde einmal von unserem Lehrer im Lateinunterricht gebracht. So zählt audire zu den wenigen Vokabeln dieser Gott sei Dank toten Sprache, die ich mir gemerkt habe.

***Reiche behaupten nur, dass Geld alleine nicht glücklich macht, weil sie sonst vom Pöbel mit Mistgabeln und Fackeln drangsaliert werden. Und das wollen sie nicht.

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