Sonntag, Mai 21, 2006

Hyazinth Blutwurst´s Firmung, Folge 4: Salbungsbalsamschweinereien at Tiffany’s

Was bisher geschah:

… Zum Abschied überreichte AntiReini Hyazinth einen mysteriösen Brief, in welchem geschrieben stand:

Ein unschuldiges Kind warst du ja eigentlich, aber noch eigentlicher warst du ein teuflisches Eichhörnchen! – Und darum wisse: Ich verurteile dich jetzt zur heiligen Firmung!

Lg Pater Don

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Wie reagierte nun Hyazinth Blutwurst ob dieser Hiobsbotschaft? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns Hyazinth´s Hinterteil zuwenden.
Im Laufe der Jahre hatte sich dort eine gesellige und schmucke Ansammlung von Hämorrhoiden ergeben. Diese waren an und für sich keine Tunichttrinker und Schluckbolde, sondern nette skandinavische Nachbarn.
VorlauterSchlaghammer jedoch (wie dies der berühmte Schnitzelforscher und Schrebergärtner Franz Muckenhumer zu artikulieren pflegt) steigerte sich Hyazinth Blutwurst´s Blutdruck in kryptische Gefilde, wodurch die hämorrhoidigen Freunde mit satten Ploppgeräuschen der Reihe nach ihren wichtigen Dienst verweigerten und Hyazinth bewusstlos auf den lehmigen Korridor kollabierte. Überraschenderweise verschlechterte sich sein Zustand durch meinen patentierten Kehlkopfschnitt noch drastisch, also beschloss ich, ins Kino zu gehen und der Natur ihren Auslauf zu lassen.
Als ich nach einer dreitägigen Sauftour in meinen Verschlag zurückkehrte, hatte sich Hyazinth Blutwurst´s Kondition merklich verbessert. Er konnte inzwischen schon sein linkes Augenlid bewegen und war schwer an der Gonorrhö erkrankt - dennoch beschloss ich, um den Hyazinth der Genesung anheim zu fallen lassen eine Notfirmung zu exerzieren.

Viele wissen nicht, dass ich im Dritten Reich im Raumkosmetikerbataillon der zweiten Infanterieeinheit gedient habe und im Lazarett bei vielen Notfirmungen zugegen zu sein hatte, wobei ich sogar eine wichtige Position innehielt: ich musste die heiligen Salbungsbalsamschweinereien aufwischen, die der permanent betrunkene Pfarrer immer anrichtete. Daher konnte ich die, bei solchen Gelegenheiten exerzierten Gschtanzeln immer noch auswendig. Leider oblag mir jedoch nicht die schicke Kutte des Spiritualen, weshalb ich wohl oder übel nach Pater Don senden lies. Was der wieder kosten würde! Anreisekosten, jede angefangene Stunde bezahlen, die obligatorische Firmungsnutte…
Um zumindest einen Teil der Unkosten zu decken, spendete ich zwei Liter von Hyazinth´s Blut.
Zuvor hatte ich noch seine Verwandten informiert, die nun peu à peu auf ihren Pneus eintrudelten, der Mär einen französischen Touch zu verleihen.

Als erstes trafen Hyazinth´s Eltern, Löwenzahn Knackwurst und Flieder Mettwurst ein, die ihrem regungslosen Sohnemann zur Begrüßung mitfühlend einzwei Rippen brachen, was dieser mit freudigen Aufschreien entlohnte. Es folgte sein verwitweter Onkel Schuppenwurz Streichwurst mit seinen Söhnen Hirtentäschel Mortadella und Brennnessel Krakauer. Verspätet wie immer tauchte auch noch Hyazinth´s Schwester Tollkirsch Zungenwurst mit ihrem Gatten Alois Pichler und ihrem Baby Blutroter Storchschnabel Sülze-hergestellt-nach-alter-Rezeptur auf.

Als sich Schlag Mitternacht der Himmel verfinsterte, flatterte Pater Don durchs Fenster herein. Er hatte den üblichen Klimbim und Brimborium mitgebracht und setzte mit donnernder Stimme an: “Wir haben uns heute hier versammelt, um dieses verkommene Subjekt, dass auch als Antichrist bekannt ist“, „AntiReini“, unterbrach ihn selbiger schmunzelnd, die Türe hinter sich schließend. „Ruhe“, brüllte Pater Don, „ …dieses verkommene Subjekt, das auch als Antichrist bekannt ist, in einen Knecht Gottes zu kasteien.“ Bei diesen Worten begann Hyazinth Blutwurst´s Kopf in ungesund aussehenden Filz- und Fettwinkeln zu rotieren, wobei er die Augen in ihren Höhlen rollte. „Wenn dies vollbracht ist, wird das Böse für immer geschlagen sein – ohne seinen Sohn ist Zatan (Name von der Redaktion geändert) auf ewig machtlos.“, fuhr Pater Don etwas pathetisch fort. „Ich werde mir nun diesen ganzen nutzlosen katholischen Zauberformelscheiß sparen und direkt zur Salbung schreiten.“ Als sich Pater Don mit dem vor Chrisam tropfenden Finger Hyazinth näherte, begann dieser panisch zu schreien. „Haltet ihn mir schön fest“, grollte der Pater und drückte die Salbe auf des dunklen Knechtes Stirn, welcher nun nur mehr wimmerte. In dem Moment in dem das Kreuz gemacht war, brachen die Wolken auf und gleißendes Mondlicht schien den muffigen Kellerverschlag zu pempern.

Alle Anwesenden applaudierten und johlten, Onkel Schuppenwurz Streichwurst erbrach seinen Tequillarausch in die Monstranz. Dann begann der gesellige Teil der Verunstaltung. Wie alle Eichhörnchen hatten auch Hyazinth Blutwurst´s Angehörige ein Faible für harte Getränke aus großen Gebinden, was schnell zu einer Orgie erster Kajüte führte.
Der immer noch regungslos am Boden liegende Hyazinth machte sich dabei als Abstelltischchen für Getränke, Knabberzeug und Aschenbecher nützlich, während rund um ihn die Apokalypse angebrochen zu sein schien. Die Instrumente der extra eingeflogenen Band „Bisex Polnisch“ waren schnell von den Feiernden zertrümmert, was den brachyzephalen Musikern nach einigen versöhnlichen Schlägereien - bei denen sich besonders Löwenzahn Knackwurst und der ansonsten ruhige und von den anderen Familienmitgliedern beargwöhnte Alois Pichler hervortaten - nicht mehr allzu viel auszumachen schien. Später schlug die Band dann auch noch Brennnessel Krakauer krankenhausreif, wofür sie von der Eichhörnchencommunity viel Lob und Anerkennung erntete und ob ihres origineller fünf-gegen-einen Ansatzes zu Ehreneichhörnchen ernannt wurde.
Als einziger Pater Don griff des Öfteren tadelnd ein, konnte aber bei soviel demonstrierter Lebensfreude nicht lange katholisch bleiben und lag bald schmunzelnd in der Ecke.
Als man vor lauter Genusstrinkerei kaum noch sprechen konnte, zogen alle zum Abschluss brandschatzend durch die Innenstadt – auch eine alte, lieb gewonnene Eichhörnchentradition.

Zurück im verwüsteten Kellerabteil blieb ich mit Hyazinth Blutwurst, welcher plötzlich grinsend aufstand und sich das Chrisam mit dem Turiner Grabtuch von der Stirn wischte. „Ausgezeichnet. Alles lief genau nach Plan. Während du mein Blut zur Tanke ums Eck getragen hast, habe ich mir fingerdick Niveacreme aufs Gesicht geschmiert.“, dabei zog er die unteren Augenlider diabolisch hoch, was einen wundervollen Effekt erzeugte. „Das Chrisam hat mich also niemals berührt, die Firmung gar nicht stattgefunden!“
Schmunzelnd umarmte ich den lieben Hyazinth, wobei ich dachte: “Irgendwie sind wir alle nur Hyazinth´s Bitch.“, während er mir die Schulter blutig biss.

1 Kommentar:

gueldeph hat gesagt…

siehe: demnächst