Zumindest eines haben wir aus all dem gelernt
„Auf Mauto´s Autobahnen kann man Auto fahren ohne Maut zu zahlen.“
Ein Privileg der ganz besonderen Sorte in der heutigen Zeit!
Ansonsten warteten im Herzen Mexikos nur äußerst unangenehme Überraschungen auf meinen Begleiter Mascarpone den Elch (dessen Antlitz jedoch mehr Ähnlichkeit mit schimmligem Gauda als mit Frischkäse hatte) und mich.
Zum Beispiel das dort vorherrschende, für die Hochsommerzeit unerträglich kalte Wetter.
Uns war die miese Laune förmlich anzusehen. Die Mexikaner nannten uns liebevoll El guarisapi, was soviel wie Quappengesichter bedeuten solle, wie uns zumindest ein, seiner und unserer Landessprache ohnmächtiger Kürbisverkäufer mit Hilfe extremsportartigen Charadevorführungen weismachen wollte.
Wie auch immer, uns klapperten die Zähne!
Sie klapperten in der Nacht und sie klapperten am Tag.
Man hörte uns zwei Meilen.
Was uns jedoch verwunderte, war die Lautlosigkeit der ebenfalls deutlich sichtbar klappernden Mexikanerzähne, obwohl die vermutlich nicht einmal ein Wort für Kälte haben dürften. Doch da war einfach nichts zu hören…
Als sie uns spät nachts bei einem Glas selbst gemachten Salmiaki in ihr Geheimnis einweihten, fiel es uns wie Schuppen von den Fischen. Sie vergriffen sich an einem alten Indianertrick. Einfach eine ausgewachsene stahlblaue Kieferschonungsgespinst Blattwespe zwischen die Zähne und schon herrscht Totenstille…Das schone auch den Kiefer!
Wahnsinn! Wir dachten da natürlich sofort an unsere armen Mitmenschen zu Hause, die Arschlöcher die rund um die Uhr gefühlte 200 Tage von Eis und Schnee heimgesucht werden und nahmen den nächsten Bus nach Coatzacoalcos um „unser“ Patent anzumelden. Wieder einmal wollten ehrliche Geschäftsmänner/Arschlöcher aus der Naivität anderer Kapital schlagen.
In Coatzacoalcos war es um ein Vielfaches wärmer und exponentiell ansteigend dazu auch dreckiger. Die Photosynthese lief auf Hochtouren und wie um es den Pflanzen gleich zu machen, transpirierten auch wir drauflos wie Sau. Da kam uns unsere Patentidee auch schon wieder völlig überflüssig vor und wir beschlossen unsere Abwendung vom Jungunternehmertum und ihrer beliebten Todesfolge Herzinfarkt lieber so zu begießen wie es mittellose Männer in unserem Alter nun einmal gerne tun: Mit dem billigsten Fusel bis zur Gehirnverseifung.
Wenn ich daran zurückdenke fühlt es sich an als wäre es gestern gewesen. Die Schmerzen im Gulliver meiner Wenigkeit (hier nicht als Mengenangabe zur verstehen - hatte ich doch 95kg zu viel auf den Rippen)
Ich öffnete meine Glubscher und 3 Paar, nein 2 Paar… und zwei blutgetränkte Augen, welche kaum mehr das Rehbraune in ihnen erahnen ließen, sahen mich mit besorgtem Knopfaugenblick an. Es war Mascarpone der Elch, der nach ranzigem Camembert roch und ohne dass ich einen Blick in den Spiegel werfen musste, wusste ich: Er war noch schlimmer dran als ich.
Es sei eine lange Nacht gewesen, meinte er. Er habe sich gelangweilt, da ich schon nach den ersten drei Flaschen der nicht zu identifizierenden Spirituose das Bewusstsein verlor. Da habe er Schwitzbert kennen gelernt, der seinem Namen alle Ehre machte und später nicht nur sich selbst sondern auch Mascarpone ins Schwitzen brachte, dass er zu stinken begann wie ein deftiger Vieux boulogne.
Er habe sich von ihm zu Glücksspielwetten hinreißen lassen und wurde in einen nahe gelegenen Hinterhof geführt, in dem das berüchtigte Mouse traps of doom praktiziert wurde. Der Name verriet schon zuviel und deshalb wurde dieser brutale Maussport bei uns aus Tierschutzgründen verboten, so dass er nie richtig Fuß fassen konnte.
Mascarpone aber meinte, er selbst habe nicht viel übrig für Mäuse und sah bei dem Gemetzel amüsiert zu.
Dann wusste er nicht mehr all zu viel außer, dass er im Wahn geschrieen habe:
„Alles auf Maus 13!“
und
„ Was sei Alles? Das Haus und die Yacht meiner Eltern in Italien, das sei ALLES!“.
Und dann habe er „Die 11 gewinnt!“ vernommen und „Her mit ALLES!“ worauf er erwidert habe, er müsse noch kurz zum nächsten Mädchenslipautomaten und sich bei der Gelegenheit aus dem Staub machen wollte.
Dann erinnerte er sich an fast nichts mehr außer an ungefähr 30 Mexikaner, die mit zerbrochenen Glühbirnen auf ihn losgingen.
Flaschen waren bei ihnen anscheinend out…
Die Sitten waren jedoch nicht weniger rau als anderorts, wo wütende Menschen jemanden in seine Einzelteile zerlegen wollen, wie man nur unschwer an den vielen Einstichstellen an Mascarpones Körper erkennen konnte.
Durchlöchert wie ein frischer Emmentaler kniete er vor mir. Und als langsam wütende Schreie aus der Ferne an mein Ohr drangen, wurde mir auf einmal klar, dass er -und somit auch ich- immer noch in Gefahr war. Wir sprangen auf die nächsten 2 Gürteltiere die uns über den Weg liefen (was in den letzten Tagen häufiger passierte als erwartet) und mit einem Yiiieeeehaaaaaa, das so nötig war wie die deutsche Rechtschreibreform, machten wir uns nicht auf und davon sondern nur noch einmal stark auf uns aufmerksam.
Plötzlich fanden wir uns inmitten von Sombreros wieder, unter denen wir tödliche Blicke erahnen konnten, die uns fixierten als wären wir das neue Starensemble an der hiesigen Käsetheke. Die Schläge auf unsere Hinterköpfe fielen noch unfreundlicher aus.
Sie zerrten uns zu den zwei größten und dicksten Säulen im Händlerviertel.
Da standen wir nun, bewegungsunfähig an die prächtigsten Phallussymbole der ganzen Stadt gebunden. Für den Anlass etwas zu prächtig für meinen Geschmack.
Wir wussten was uns bevor stand: Tod durch „Steinigen“ mit Spezialausgaben von „Dialektik der Aufklärung“, mit extra dickem Hardcover, welche massenhaft in einer wieder aufgelassenen Druckerei des Altstadtviertels herumlagen.
Nach dem ersten Treffer spürte ich nichts mehr…
Hmmm, genau genommen könnte das wirklich gestern gewesen sein.
Doch welchen Tag haben wir heute? Und wo bin ich hier? Bin ich im Jenseits? Oder im Himmel? Zu hoffen wäre es nicht. Diese grässlichen Barock-Engerl die hier von Wolke zu Wolke hüpfen und Harfe spielen bringen mich zum Kotzen. Ich werde Beschwerde einreichen und eine Versetzung beantragen. Bei wem auch immer. Einer wird schon zuständig sein. Die Bürokratie hat sich sicher auch hier oben schon breit gemacht.
So war das also. Der Tod. Diese Bezeichnung gefällt mir besser als die Ewigkeit.
F***! Dabei wollte ich noch so viel erleben. Mit H******* B******** am B**bahnhof sitzen, mit ihm über die schweren chirurgischen Eingriffe bei einer H************ung diskutieren und dabei L******** K********** aufnehmen um später wohlriechende L********** Ka********* abzugeben. Das Leben ist unfair: keine g**** E*********** mehr in ordentliche LSD Rauschzustände bringen.
Oder hab ich alles nur geträumt? Ja? Bitte! Dann vermerk ich das hier gleich in meinem Traum********…
Ich wünsche einen schönen guten Morgen!
So long suckers!
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